Das Lehrpersonal wurde zu ca. 80 Prozent direkt übernommen. Die restlichen 20 Prozent wurden nicht weiterbeschäftigt, da sie nachweislich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet hatten. Der Übergang in das neue Schulsystem wurde von einem Teil der Lehrerschaft kritisch gesehen. Zu Beginn waren viele Lehrer:innen sehr unsicher, ob sie mit den vielen Änderungen Schritt halten können. Dazu zählte der Wandel der Einheitsschule zu den neuen Schulformen, die Ein- führung von anderen Schulbüchern und generelle neue An- forderungen an die Lehrkräfte. Viele Lehrer:innen mussten sich außerdem quasi neu erfinden, um in ihrem Beruf weiter arbeiten zu können. Fächer, wie Staatsbürgerkunde oder Einführung in die Sozialistische Produktion gehörten der Vergangenheit an. Es gab eine viel größere Anzahl an Lehrkräften für Russisch, als die Nachfrage an Russisch als Fremdsprache decken könnte. Gleichzeitig wurde ein Lehrermangel in den neuen oder nun relevanteren Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch oder Latein deutlich. Während all dieser Prozesse wurde von den Lehrerinnen und Lehrern erwartet, sich kritisch mit ihrem Wissen und ihrer Methodik aus der DDR-Pädagogik auseinander-zusetzen. Die Gefühle der Unsicherheit wurden oft verstärkt, da die Lehrer:innen in dem Zeitraum noch einmal auf ihre
Qualifikationen geprüft wurden. Die Untersuchung nach Verbindungen zur Stasi fanden ebenfalls in diesen Zeiträumen statt. Nach anfänglichem Unmut darüber, dass die Veränderungen als hektisch oder unorganisiert empfunden wurden, stellte sich auch konstruktive Mitarbeit durch das Lehrpersonal ein. Viele Lehrkräfte genossen, dass sie den Unterricht freier gestalten konnten. Inwieweit die Zeit zur Umstellung auf das neue System ausreichend war oder nicht, wurde von Lehrer:innen zu Lehrer:innen sehr unterschiedlich bewertet. Auffällig ist auch, dass Lehrer:innen während der Umstellung auf das neue
Schulsystem des Öfteren in bisher nicht gekannte Konfliktsituationen mit Schüler:innen kamen. Es zeigte sich die Tendenz, dass die Schüler:innen die Mitarbeit im Unterricht, durch Unsicherheit und Unzufriedenheit verursacht, massiv verweigerten oder auch ganz boykottierten.