Ein grundlegendes Ziel der Friedlichen Revolution war die Möglichkeit eines politischen Mitbestimmungsrechtes. Um das große Ziel der Neuwahlen auf einer freien demokratischen Grundlage umsetzen zu können, mussten dafür zunächst neue Organe geschaffen werden. So wurden ab Dezember 1989 in sämtlichen Städten, Kreisen und Bezirken der DDR die sogenannten „Runden Tische“ ins Leben gerufen. Das waren Gesprächsrunden, die sich aus ehrenamtlich
wirkenden Personen unterschiedlicher politischer Gruppierungen zusammensetzten. Die Leitung der Runden Tische übernahm immer ein Vertreter der Kirche. Sie bildeten eine Übergangslösung bis zu den Kommunalwahlen.
Eine zentrale Forderung aller Runden Tische war die Einrichtung eines „Hauses der Demokratie“ in allen Städten. Dieses Haus sollte sämtlichen Bürgerrechtsorganisationen, neugegründeten Parteien und Gruppierungen offenstehen und ihnen Raum bieten.
In Rostock musste dafür die SED-Kreisleitung Rostock-Land ihren Sitz in der Ernst-Barlach-Str. 2 aufgeben.
Im Kreis Rostock kam zum ersten Mal am 22. Dezember 1989 ein Runder Tisch zusammen. Beteiligt waren Vertreter von CDU, DBD, DFD, FDGB, FDJ, Grüne Partei, KB, LDPD, NDPD, Neues Forum, SED-PDS, SPD, VdgB und der Vereinigten Bürgerinitiative. Später kam auch die Volkssolidarität dazu. Wie den Protokollen zu entnehmen ist, war ein zentrales Thema der Umgang mit dem in Kavelstorf aufgedeckten IMES-Waffenlager. Aber auch Probleme im Gesundheitswesen, speziell im Pflegebereich, aufgrund von Personalmangel standen auf der Tagesordnung.
Am 3. Mai 1990 endete die Arbeit des Runden Tisches Rostock-Land nach ihrer 11. Zusammenkunft. Nur wenige Wochen später, am 22. Mai 1990, war auch die Zeit des Runden Tisches in der Stadt Rostock zu Ende, da die Vorbereitung für eine neue kommunale Regierung beendet war.